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Freitag, 31. Mai 2013

Selbst nach der Restrukturierung liegt die Rendite von Bonds aus Belize bei 9,7 Prozent. Das ist der dritthöchste Wert unter den 58 Schwellenländern, die vom JP Morgan EMBIG Index abgedeckt werden. Bei Jamaika sind es 8,3 Prozent. //Für Investoren ist der Anleihemarkt ein Glücksspiel – mit traumhaften Renditen.

KARIBIK-ANLEIHENPalmen, Traumstrände und Berge von Schulden

Die Verschuldung in einigen Ländern der Karibik erreicht zyprische Dimensionen. Experten sprechen von einer „Region der Serien-Säumigen“. Für Investoren ist der Anleihemarkt ein Glücksspiel – mit traumhaften Renditen.
Karibikidyll: Gestrandet auf der Schuldeninsel. Quelle: dpa
Karibikidyll: Gestrandet auf der Schuldeninsel.Quelle: dpa
New YorkDrei Anleihe-Restrukturierungen mit einem Volumen von insgesamt rund 9,7 Milliarden Dollar gab es dieses Jahr bereits in der Karibik. Sie schafften es jedoch nicht, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Das zeigt eine Studie von Moody's. Weitere Zahlungsausfälle lassen sich nach Ansicht der Bonitätswächter wohl nicht vermeiden.
Die Umstrukturierungen dieses Jahres sind nicht weit genug gegangen, um den „nicht aufrechtzuerhaltenden“ Mix aus Defiziten und Verschuldung in der Karibik zu beheben, urteilt auch Warren Smith, Chef der Caribbean Development Bank.
Allein Jamaika und Belize hatten dieses Jahr bereits zum zweiten Mal seit 2006 Restrukturierungen über rund 9,5 Milliarden Dollar durchgeführt. Es besteht laut Moody's eine recht „hohe Wahrscheinlichkeit“ dafür, dass sie ihren Verpflichtungen erneut nicht nachkommen werden können.

Folgen einer Staatspleite für Gläubiger

Moody's rechnet unter den karibischen Inseln lediglich im Fall der Bahamas für dieses Jahr mit einem Wirtschaftswachstum oberhalb von 1,5 Prozent. Doch ohne ein schnelleres Wachstum könnten Zahlungsausfälle zur Normalität werden – weil es den Regierungen leichter fällt, ihre Anleihen nicht mehr zu bedienen statt die Ausgaben zu stutzen. Davor warnt Professor Arturo Porzecanski von der American University in Washington.
„Bei diesen Ländern ist ein zunehmender Widerwille zu beobachten, wenn es um die Bezahlung geht“, sagt Porzecanski. „Es könnte sein, dass wir gerade die Geburt einer Region von Serien-Säumigen erleben.“
Die durchschnittliche Verschuldung eines karibischen Landes in Relation zur Größe der Volkswirtschaft liegt bei 70 Prozent – wobei Jamaika, Antigua & Barbuda und Grenada sogar oberhalb der Marke von 93 Prozent liegen, bei der Zypern zu einem Hilfspaket gezwungen war. Das zeigen Daten von Moody's und des Internationalen Währungsfonds (IWF). Im Fall von Jamaika war im vergangenen Jahr das Verhältnis von Verschuldung zu Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf 140 Prozent nach oben geschnellt.
„Um eine nachhaltige Senkung der Verschuldung in der Region über das nächste Jahrzehnt zu erreichen, wäre eine Kombination aus aggressiver Haushaltskonsolidierung und einem Anstieg des Wachstums notwendig“, sagt Edward Al-Hussainy, Moody's-Analyst für die Karibik. „Beide Ziele werden immer schwerer erreichbar.“
Anleihen aus der Karibik und aus Mittelamerika haben in diesem Jahr 1,8 Prozent gebracht – verglichen mit einem Minus von 1,3 Prozent bei Schwellenländern. Das belegen Index-Daten von JP Morgan Chase & Co.
ANLEIHEN
Investoren nutzen die höheren Renditen karibischer Anleihen im Moment aus und wetten darauf, dass sie die Papiere vor möglichen Zahlungsproblemen wieder verkaufen können. Das erklärte Carl Ross, Managing Director beim Broker Oppenheimer & Co. in Atlanta.
Anleihen aus Belize haben in diesem Jahr sogar einen Ertrag von rund 53 Prozent geschafft. Abgedeckt ist dabei jene Zeit, in der sich das karibische Land aus seinem letzten Zahlungsausfall herausbewegt hat – nachdem es vergangenes Jahr Zahlungsverpflichtungen in Höhe von 23 Millionen Dollar nicht nachgekommen war.
Selbst nach der Restrukturierung liegt die Rendite von Bonds aus Belize bei 9,7 Prozent. Das ist der dritthöchste Wert unter den 58 Schwellenländern, die vom JP Morgan EMBIG Index abgedeckt werden. Bei Jamaika sind es 8,3 Prozent.

Die Bond-Rally bei karibischen Anleihen ist „mehr eine Art Glückstreffer“, meinte Ross. „Sie entspricht nicht einmal im Ansatz den Fundamentaldaten.“

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